Raspeln

Die Süßholzraspeln
Haben wir längst aufgebraucht
Alles auf einmal verraucht
Für diesen einen echten Moment
Das ganze Geküsse und Haspeln
war es uns wert, ohne
Rechnen und Bitten, weil
dieses Kichern und Zwicken
von uns keiner vergisst
Also keine Tränen darüber
dass nun alles verbraucht ist
kein Zauberland mehr brennt
Denn diese Erinnerungen
Gab es geschenkt

Ereignishorizont


(oder: In die schwarzen Augen der Nacht)

So hell wie heute leuchtete es nie
Wo drum herum nur dunkle Sterne brannten
die wir bei unsrer Götter Namen nannten
sie als der Kreaturen Schlüssel sahen
Bloß eine Fantasie, sie zu befahren
der schöne Rest hieß früher noch Magie

So dunkel sollt´ es niemehr werden
wie in dieser langen Zaubernacht
Nach und nach das grelle Licht entfacht
das jetzt den letzten Fleck erhellt
den Blick auf´s Geisterreich entstellt
uns noch vermisst, wenn wir so endlich sterben

Alle Blicke nun gebündelt auf den Tod
des berühmten Abgrunds Angesicht
Die Gravitationsfelder des Nichts,
die die Tropen in die ewige Nacht gezogen
So viele Teleskope hatten nicht gelogen
Doch bloß die Dichter blinzelten ins Morgenrot

Haysnööf Hanami

Alles sprießt und läßt sich jetzt entlocken
Beim Nesthocken bleibt kein offnes Auge trocken
Die Wetterfühligkeit verschandelt
Den Blick aufs Feld, wie´s sich verwandelt
Die Glyphosaat wird ausgefahren
An Weinbergen der Autobahn entlang
Wieder der wärmste Sommer seit Jahren
Doch was geht mich der Sommer an?

Betula, Fraxinus excelsior
Singt mir ein Vöglein Chor
von Blumen und Bienen ins Ohr
Pyrus malus hanami
wirkt sedativ wie Medizin
Cromohexal Azelastin
und Taschentücherorigami